Sich mit einem Glas Wein oder einem Bier ans Steuer zu setzen, ist hierzulande ein Alltagsphänomen. Trotz aller entgegenlautender Ratschläge von Fachleuten, beim Fahren am besten ganz auf Alkohol oder andere Rauschmittel zu verzichten. Im schlimmsten Fall kann eine Trunkenheitsfahrt schreckliche Folgen haben: Über sechs Prozent aller Autounfälle, bei denen Menschen sterben, sind auf Trunkenheit am Steuer zurückzuführen, meldet das Statistische Bundesamt.
Wer mit Alkohol am Steuer erwischt wird, muss mit entsprechenden Konsequenzen rechnen: Bei einer sogenannten relativen Fahruntüchtigkeit zwischen 0,5 und 1,09 Promille handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, ab 1,1 Promille um eine Straftat. Und wer mit noch mehr Alkohol im Blut beim Fahren ertappt wird oder mehrfach auffällt, bekommt nicht nur den Führerschein entzogen, sondern muss auch zur MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung).
Beim Caritasverband für die Diözese Augsburg bieten die Suchtfachambulanzen auch Vorbereitungskurse für die MPU an. "Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, an so einem Kurs teilzunehmen", erläutert Diplom-Sozialpädagogin Gloria Marjanovic von der Suchtfachambulanz Augsburg-Stadt. Doch die Erfahrung zeige: Eine gute Vorbereitung auf die MPU ist eigentlich unabdingbar, sie erhöht die Chance, den Führerschein wiederzuerlangen, deutlich.
"Was wir aber nicht machen: Wir geben keine Erfolgsgarantie ab", so die Fachfrau. Denn manche machen aus der Not der Betroffenen ein Geschäft, wie einer der Teilnehmer am Info-Abend der Suchtfachambulanz in Augsburg bestätigt. "Für 4000 Euro wurde mir ein garantiertes Bestehen der MPU in Aussicht gestellt, alles sollte online ablaufen", erzählt der junge Mann. Gloria Marjanovic rät bei ihren Infoabenden zur MPU dazu, sich vorab gut über die Qualifikation der Anbieter und über den Ablauf der Vorbereitung zu informieren. "Neben Suchtfachambulanzen wie unseren sind beispielsweise auch niedergelassene Verkehrspsychologen und weitere offizielle Vorbereitungsstellen eine gute Adresse", sagt sie.
Wichtig sei bei der MPU-Vorbereitung eine Klärung der Situation des einzelnen Kursteilnehmers. "Wir klären in der Rückschau, wie es zur Trunkenheitsfahrt kam, welcher Umgang mit Alkohol in der Vergangenheit vorlag, ob die jeweilige Person abhängig oder gefährdet ist", erläutert Gloria Marjanovic. Durch die Vernetzung der Suchtfachambulanz mit anderen Stellen kann je nach Situation in eine Entwöhnungsbehandlung oder zu Selbsthilfegruppen vermittelt werden. "Für die MPU an sich ist ausschlaggebend, ob die jeweilige Person eine Veränderung ihres Umgangs mit Alkohol und Drogen in Angriff genommen hat und das auch für die Zukunft beibehalten will."
Der Schwerpunkt der MPU-Vorbereitung liegt bei der Suchtambulanz darin, das Problembewusstsein der Teilnehmenden zu schärfen und eine tatsächliche Verhaltensänderung herbeizuführen. "Wir geben hier keinen Schauspielunterricht, damit man möglichst gut durch die Prüfung kommt", sagt Gloria Marjanovic, "zumal die Psychologen und Ärzte, die die Untersuchung bei der MPU durchführen, langjährige Erfahrung haben und alle Tricks kennen."
Die Suchtfachambulanz Augsburg-Stadt beim Diözesancaritasverband bietet etwa drei Mal im Jahr einen Vorbereitungskurs an, der zehn Gruppeneinheiten und zwei Einzelgespräche umfasst. Die Teilnahme kostet 660,00 Euro, jeder Teilnehmende erhält im Anschluss eine Bescheinigung über Inhalt und Umfang der Maßnahme.
Info:
Der nächste Informationsabend zu einem MPU-Vorbereitungskurs, der für Juni geplant ist, findet am Mittwoch, 31. Mai, 18.00 Uhr in Augsburg statt. Eine Anmeldung ist nötig unter: Telefon 0821 3156-432 oder suchtfachambulanz.augsburg@caritas-augsburg.de.