Augsburg / Memmingen, 28.09.2020 (pca). Sie findet es einfach wichtig, hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen. Deshalb sammelt Maritta Popp seit sieben Jahren bei der Caritas-Sammlung für ihre Pfarrgemeinde St. Afra in Lachen im Landkreis Unterallgäu. Doch damals, vor sieben Jahren, brauchte es erst ein wenig Überzeugungsarbeit, bis die 67-Jährige sich dazu bereit erklärte. "Ich war zu diesem Zeitpunkt schon im Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Afra. Dort suchten sie händeringend nach Sammlerinnen und Sammlern. ‚Es werden immer Leute gesucht‘ sagte man mir und gerade heute ist das so aktuell wie nie.", sagt Popp. "Damals habe ich mich beknien lassen, doch dann habe ich Jahr für Jahr mit Leidenschaft weitergesammelt.", lacht sie.
Im Frühjahr und im Herbst machen sich jedes Jahr Sammlerinnen und Sammler auf den Weg, um bei Wind und Wetter für Menschen zu sammeln, denen es nicht so gut geht. Nicht immer erleben sie dabei offene Türen und ein herzliches Willkommen. Doch genau das ist es, was für Popp einen Reiz ausmacht. Sie will die Leute "rauskitzeln", wie sie sagt. Den einen oder anderen konnte sie da schon vom guten Zweck der Sammlung überzeugen. Da erinnert sie sich ganz besonders an einen Mann, der nie spenden wollte; das wusste sie schon von ihren Kolleginnen und Kollegen. Doch Popp ging trotzdem hin und erklärte ihm, wofür genau seine Spende eingesetzt werden würde. "Wenn ich nun zu diesem Mann komme, freut er sich darüber und gibt sofort etwas. Das macht mich glücklich.", sagt Popp.
Auch Erich Bauer, sammelt seit sieben Jahren für die Pfarrgemeinde St. Afra. Über die Jahre hat der 69-Jährige eine erfolgreiche Methode beim Sammeln entwickelt. Sein Trick ist, mit den Leuten in ein lockeres Gespräch zu kommen und sie zu informieren. "Viele wissen gar nicht, was die Caritas genau macht. Ich erzähle ihnen dann, dass verschiedene Einrichtungen wie Kindergärten oder Seniorenheime zur Caritas gehören. Und dass Spenden für Projekte wie das Familiencafé in Memmingen verwendet werden. Viele können dann einen Bezug zu ihrem persönlichen Leben herstellen. Entweder haben sie selbst Kinder, die in Kindergarten oder Kita gehen, oder sie haben Eltern, die gepflegt werden. Dann spenden die Leute gerne.", sagt Bauer. Und alle Sammlerinnen und Sammler haben gemein, dass sie am liebsten zu Menschen gehen, die sie kennen. Mit ihnen kommt man leicht ins Gespräch, so Bauer, und vor allem wüssten die meistens schon, warum jemand wie Bauer jedes Jahr um diese Zeit bei ihnen klingelt. "Viele erkennen mich sofort und scherzen dann: ‚Ach, der Erich. Willst schon wieder Geld von uns‘", erzählt Bauer lachend.
In den letzten Jahren, da immer mehr Frauen und Männer gleichermaßen in die Arbeit gehen, sind folglich immer weniger Menschen zuhause anzutreffen. Die Sammlerinnen und Sammler wissen das natürlich und gehen deshalb oft abends oder an den Wochenenden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Doch oft kann das auch zu Verärgerung bei den Besuchten führen. Viktoria Mayer, 72 Jahre alt, sammelt seit über 22 Jahren in ihrem Heimatort Benningen. Auch sie hat in ihrer langen Sammler-Zeit viel erlebt. Sie klingelte zum Beispiel einmal - selbstverständlich unwissentlich - bei einem Mann, der schlief. "Er war sehr sauer", sagt Mayer. Zu diesem Mann ist sie einfach nicht mehr gegangen. Am liebsten geht Mayer zu den Leuten, von denen sie weiß, dass diese sie herzlich empfangen und auch bereit sind, eine Kleinigkeit zu spenden. Schließlich engagieren sich alle Sammlerinnen und Sammler ehrenamtlich und es soll ihnen auch Spaß machen.
Alle drei, Maritta Popp, Erich Bauer und Viktoria Mayer, sind sich einig: Viele Leute denken heutzutage: "Das geht mich nichts an.". Sie stoßen an vielen Türen auf Unwissenheit und Ablehnung. Sie wünschen sich für die Zukunft nicht nur, dass es weiterhin viele Sammlerinnen und Sammler gibt, sondern auch, dass Einheimische wie Neuzugezogene, Jung und Alt weiterhin spenden. Denn irgendwann könnte jeder in irgendeiner Weise Hilfe brauchen. Für genau solche Fälle werden die Spendenmittel der Caritas dann verwendet. (Text: Karin Pill)