Jadranka Tomsic: 40 Jahre bei der Caritas im Dienst für Menschen mit Migrationshintergrund
Augsburg, 22.10.2018 (pca). Jadranka Tomsic arbeitet nunmehr seit 40 Jahren für den Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg bedankte sich nun bei ihr für ihre „treue Mitarbeit“, ihr „unerlässliches Engagement“ für Menschen, die Rat und Hilfe suchen, wie auch für ihre „Caritas-Haltung“, die im Ratsuchenden aus dem Ausland nicht den Fremden, „sondern den Nächsten sieht“. Die Silberne und Goldene Ehrennadel der Caritas hat sie schon vor Jahren erhalten. So überreichte der Diözesan-Caritasdirektor dieses Mal einen Blumenstrauß als Zeichen des Dankes und der Anerkennung.
Tomsic ist nicht wegzudenken aus dem Referat Flüchtlings- und Auslandshilfe des Diözesan-Caritasverbandes. Sie kann viel erzählen, vor allem wie sich die Anforderungen an die Caritas und damit auch an ihre Arbeit verändert haben. 1978 hatte sie von dem Stellenangebot der Caritas in Augsburg erfahren und sich sogleich um die Stelle als Sozialarbeiterin beim „Sozialdienst für ausländische Arbeitnehmer“ beworben. Ihr Studium der Sozialen Arbeit hatte sie soeben in ihrer Heimat abgeschlossen. Das Besondere aus heutiger Sicht war: Sie lebte damals zu dieser Zeit noch in ihrer Heimat Kroatien und konnte noch kein Deutsch. Und der deutsche Arbeitgeber konnte sie dennoch einstellen. Die erste Anforderung – auch seitens des Staates – war, Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien in ihrer Muttersprache beraten zu können. Auch wenn es die „jugoslawische Sprache“ nicht gab, das Kroatische nicht identisch ist mit dem Slowenischen, Serbischen oder Mazedonischen, Tomsic kennt die Unterschiede. Die zweite Anforderung der Stelle ergab sich daraus, dass bei der Caritas bereits ein männlicher Berater für Gastarbeiter aus dem südosteuropäischen Land arbeite, die Caritas also eine Frau suchte. So bekam sie die Zusage. Und vom ersten Tag an, als sie damals in 1978 in Augsburg ankam, bemühte sie sich, jeden Tag Deutsch zu lernen. Die Beratung fand zwar immer auf der Muttersprache statt, die Verständigung mit lokalen Behörden und Ämtern jedoch auf Deutsch.
Ihre Entscheidung von damals, für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen und dort Erfahrungen zu sammeln, bereut sie bis heute nicht – auch wenn daraus inzwischen 40 Jahre wurden. „Der Bürokratiedschungel war zu dieser Zeit auf jeden Fall durchsichtiger“, erzählt sie. Es ging in erster Linie um Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungsprobleme der damaligen Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund. Familienprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, gesundheitliche Fragen und die Krankenversicherung waren weitere wichtige Themen die es zu klären galt. Zudem holten viele mit der Zeit auch ihre Familien nach. Und damit wurden Familienprobleme, die Fragen nach dem Kindergartenplatz oder der Einschulung in die Beratung getragen.
Zusätzlich hat sie sich jahrelang um weibliche Gefangene im JVA Aichach gekümmert – Schwarzarbeiterinnen, denen durch mangelnde Deutschkenntnisse nicht bewusst war, dass sie sich mit ihren Jobs strafbar machten. Tomsic übersetzte, vermittelte und informierte Familienangehörige um zu helfen.
Heute heißt ihre Stelle Migrations- und Flüchtlingsberatung. Auch wenn sich die Gesetze und Bestimmungen geändert haben und heute der Computer die Arbeit ständig begleitet, so treten zumeist anfangs immer die aufenthaltsrechtlichen Fragen in den Vordergrund. Zudem ist Tomsic nicht mehr ausschließlich für Klienten aus dem ehemaligen Jugoslawien zuständig. Vielmehr betreut sie alle beratungssuchenden Nationalitäten, auch auf Deutsch. Daraufhin erst folgen die weiteren Fragen, wie Arbeits-, Wohnungs- und Existenzprobleme, sowie Klärung von Kranken- und Pflegeversicherungsfragen bei gesundheitliche Problemen. Die entscheidende Veränderung sieht sie darin, „dass die Ansprüche der Klienten aber z. B. auch der Arbeitgeber heute deutlich größer sind“.
Für Tomsic war es immer wichtig, anderen Menschen helfen zu können. „Das war und ist das Schönste für mich.“ Sie hat es sich dabei nicht leicht gemacht. Sie blieb immer auf dem Laufenden über die Entwicklungen der von ihr beratenen Menschen oder Familien, teilweise über Generationen hinweg. Das galt auch, wenn sie in ihre Heimat zurückkehrten. Heute freut sie sich, dass frühere Klientinnen und Klienten immer wieder bei ihr anrufen und ihr erzählen, wie es ihnen geht. Und manchmal schauen sie bei ihr vorbei und sagen zu ihr: „Ich brauche nichts. Ich will nur sehen, wie es Dir geht.“ Tomsic jedenfalls würde heute ihren Beruf wieder ergreifen.